In Deutschland hat vor allem Dr. Manfred Roth die Blutegeltherapie wieder ins Rollen gebracht. Er hat eine einmalige Zuchtanlage in der Nähe von Giessen geschaffen. Die Blutegel gelten mittlerweile als Medizin und bedürfen diesbezüglich einer besonderen Behandlung.
Der Biss des Blutegels hat mehrere Funktionen. 1987 hat man ihn quasi wiederentdeckt. Seine zwei Haupteigenschaften liegen in der Injektion von heilsamen (z.B. gerinnungshemmenden) Substanzen und das Absaugen von dadurch etwas verflüssigten Thromben.
Der Blutegel sägt an der Ansatzstelle die Haut fast schmerzfrei mercedessternartig auf. Während dieses Sägens wird bereits der Wirkstoffcocktail (= Salvia = Blutegelspeichel) durch die entstehende Wunde eingebracht und gleichzeitig auch schon mit dem Absaugen des verflüssigten Blutes begonnen.
Der Wirkcocktail besteht aus mehreren Substanzen, die bis heute noch nicht alle erforscht bzw. bekannt sind. Am bekanntesten ist der Wirkstoff Hirudin. Hirudin sorgt für eine schnelle Gerinnungshemmung des Blutes, durch Inaktivierung des Thrombins. Dieser schnellen Gerinnungshemmung folgt die Hemmwirkung des Calins auf den Verschluss der Wunde, was zur charakteristischen Nachblutung führt, die je nach Tierart unterschiedlich lang sein kann und gleichzeitig als Mini-Aderlass anzusehen ist.
In der Anfangsphase bereitet die Hyaluronidase den Weg für weitere Substanzen vor. Aufgrund der schleimlösenden Eigenschaft der Hyaluronidase wird dieser auch eine antibiotische Wirkung nachgesagt.
Nun werden noch weitere Wirkstoffe in die Bissstelle abgegeben. Hierzu gehören u.a. Egline a,b,c die sowohl an der Gerinnungs-, Elastase- wie auch an einer Entzündungshemmung beteiligt sind. Es gibt weitere Substanzen, die an der Gerinnungshemmung beteiligt sind. Wie auch Substanzen, die eine Gefäßerweiternde Wirkung besitzen.
Die Speicheldrüsen selber sind nachweislich keimfrei, auch wenn sich Parasiten im Egeldarm befinden sollten. Um aber zu verhindern, dass eventuell vorhandene Parasiten in die Biss stelle gelangen, ist es zwingend erforderlich, dass man den Blutegel nicht mit Gewalt von der Bissstelle entfernt. In diesem Fall könnte es sein, dass sich der Darminhalt in die Biss stelle entleert und somit unerwünschte Effekte auftreten. Aus Sicherheitsgründen werden in Deutschland die Egel nach einer Behandlung getötet.
Folgende Wirkungsrichtung kann man bei dem Einsatz von Blutegeln beobachten: Gerinnungshemmung, Viskositätsminderung des Blutes, Lymphstrombeschleunigung, Antithrombotische Wirkung, Immunisierende Wirkung, Antiphlogistische Wirkung, Analgetische Wirkung.
Wesentlich wichtiger sind aber die Stoffe, die in die Wunde gelangen, wie z.B.: Hirudin, wie bereits erwähnt, hemmt die Thrombinbildung. Somit wird die Thrombenbildung vermindert, die die Blutzirkulation hemmen würde.
Egline hemmen die Aktivität von teilweise zerstörerischen Enzymem. Diese Enzyme werden bei Entzündungen gebildet, um das geschädigte und nekrotische Gewebe zu verflüssigen, damit es abtransportiert werden kann. Teilweise greifen die Enzyme aber auch das gesunde Gewebe an. Ist der Körper hier überfordert entsprechende Gegenmaßnahmen zu ergreifen, helfen die Egline dem Körper in diesem Prozess.
Der Zweck in der Blutegeltherapie liegt darin, dass durch die gerinnungshemmende Wirkung des Hirudins die allgemeine Viskosität des Blutes herabgesetzt wird und es somit leichter und schneller fließen kann. Hierdurch werden die Schlackenstoffe schneller abgebaut und eine Heilung gefördert.
Mögliche Einsatzgebiete sind z.B. Arthritis, Arthrose, Spat, Schale, Sehnenentzündung, Rehe, Gelenkgallen etc.